„Glück muss man sich erarbeiten“

Fuß­ball-West­fa­len­li­ga: Roland Sit­ni­kov ist schon seit A‑Li­ga-Zei­ten beim FC Nie­heim. Jugend beim SC Pader­born 07 und bei Armi­nia Bie­le­feld verbracht

Von Syl­via Rasche

Nie­heim. Janu­ar 2015. Roland Sit­ni­kov ist ver­letzt, ent­schei­det sich trotz­dem für einen Wech­sel zum Fuß­ball-A-Ligis­ten FC Nie­heim. „Er bringt uns auf lan­ge Sicht wei­ter“, sagt Trai­ner Mark Mein­hardt damals – und ahnt wohl nicht, wie recht er damit hat. Neun Jahr spä­ter ist Roland Sit­ni­kov immer noch da und einer der Füh­rungs­spie­ler beim West­fa­len­li­gis­ten FC Nieheim.

Der 31-Jäh­ri­ge ist der ein­zi­ge Akteur, der aus der dama­li­gen A‑Li­ga-Meis­ter­mann­schaft in der West­fa­len­li­ga noch mit an Bord ist. Er hat damit für einen ein­zi­gen Club in vier ver­schie­de­nen Ligen gespielt. Rech­net man die ein­ma­li­ge Aus­hil­fe in der zwei­ten Mann­schaft noch dazu, sind es sogar fünf Ligen in einem Ver­ein. Eine Quo­te mit Seltenheitswert.

Roland Sit­ni­kov nimmt es gelas­sen. „Es hat sich in den Jah­ren in Nie­heim sehr viel getan. Sonst wäre ich ver­mut­lich nicht mehr da. Wir sind kei­ne Ein­zel­kämp­fer, son­dern ein ech­tes Team gewor­den. In der Trup­pe steckt zudem viel Qua­li­tät“, erklärt der gebür­ti­ge Pader­bor­ner. Bei den Mini­ki­ckern der dor­ti­gen DJK Lieth begann sei­ne Fuß­ball­lauf­bahn. In der U13 zog er wei­ter zum SC Pader­born 07, in der U17 zum Bun­des­li­gis­ten Armi­nia Bie­le­feld. „Da war damals alles eine Num­mer grö­ßer und auch pro­fes­sio­nel­ler als in Pader­born. Die Pro­fis spiel­ten in der 1.  Liga, wir in der U17- und danach in der U19-Bun­des­li­ga West“, erzählt Sit­ni­kov. Fünf­mal fuhr er in der Woche von Pader­born nach Bie­le­feld. Ein hoher Auf­wand für sein Hob­by und für den Traum, es viel­leicht auch eines Tages in den Pro­fi­ka­der zu schaf­fen. „Den Traum hat wohl jeder jun­ge Fuß­bal­ler. Aber der Weg ist weit und die Kon­kur­renz   groß“, betont Sit­ni­kov und absol­vier­te so schon wäh­rend sei­ner Armi­nia-Zeit eine Aus­bil­dung zum Mecha­tro­ni­ker, setz­te anschlie­ßend noch ein Stu­di­um drauf und arbei­tet inzwi­schen als Key-Account-Mana­ger im Ver­trieb eines gro­ßen ost­west­fä­li­schen Unter­neh­mens. „Man muss sich ein­ge­ste­hen, wenn es nicht reicht“, sagt er – und ent­schied sich für den Schritt zurück, obwohl er bei Armi­nia Bie­le­feld immer­hin in der Ober­li­ga zum Ein­satz kam.

„Ich woll­te den Stress nicht mehr. Ich war vier Jah­re beim SC Pader­born und fünf Jah­re bei Armi­nia.“ Da kam eine Anfra­ge vom dama­li­gen Bezirks­li­gis­ten Suryoye Pader­born gera­de recht. „Ich hat­te nur noch fünf Minu­ten zum Trai­ning. Wir sind gleich im ers­ten Jahr Meis­ter gewor­den und in die Lan­des­li­ga auf­ge­stie­gen. Das war eine schö­ne Zeit“, erin­nert sich der Bay­ern-Fan zurück.

In der Suryoye-Meis­ter­elf stan­den mit Roland Sit­ni­kov auch zwei wei­te­re Eck­pfei­ler, die spä­ter mit ihm beim FC Nie­heim Erfol­ge fei­ern soll­ten. Suryoye-Spie­ler­trai­ner Raf­fae­le Wie­busch führ­te den FCN in der Sai­son 2018/2019  in die Lan­des­li­ga. Suryoye-Tor­wart Tom Bau­er stieg als Kee­per mit dem FCN im Vor­jahr in die West­fa­len­li­ga auf und ist dort seit dem ver­gan­ge­nen Herbst Sit­ni­kovs Trai­ner. „Roland ist durch sei­ne fuß­bal­le­ri­sche Klas­se extrem wich­tig für unser Team. Aber auch, weil er sei­ne Erfah­rung an die Jungs wei­ter­gibt. Zudem sorgt er für gute Lau­ne im Team“, sagt Bau­er über den antritts­schnel­len Flü­gel­spie­ler, der in den Par­tien stets ein hohes Lauf­pen­sum absolviert.

„Auf mei­ner Posi­ti­on muss man natür­lich viel lau­fen. Aber ich wer­de auch älter“, lacht der 31-Jäh­ri­ge, der in sei­ner FCN-Zeit inklu­si­ve des aktu­el­len Duos Tom Bauer/Ilija Sas­anski acht ver­schie­de­ne Trai­ner hatte.

An die­sem Sonn­tag star­tet er mit den Weber­städ­tern in den zwei­ten Sai­son­teil und ist vom Klas­sen­er­halt des als Außen­sei­ter gestar­te­ten Auf­stei­gers über­zeugt. „Wir hat­ten in der Hin­run­de ja nur drei oder vier Spie­le, in denen wir wirk­lich chan­cen­los waren. Ansons­ten haben wir immer min­des­tens auf Augen­hö­he agiert. Außer­dem haben sich auch unse­re jun­gen Leu­te mit jedem Spiel­tag mehr an die West­fa­len­li­ga gewöhnt. Wenn wir unse­ren Weg so wei­ter­ge­hen, blei­ben wir in der Liga“, ist er über­zeugt. Dass dazu in engen Situa­tio­nen die nöti­ge Por­ti­on Spiel­glück gehört, weiß der Rou­ti­nier. „Glück muss man sich aber auch erar­bei­ten“, betont er. Das hat der FC in der Vor­be­rei­tung aus­gie­big getan, vor allem auch im tak­ti­schen Bereich und geht nun gut vor­be­rei­tet in den End­spurt. Das Ziel steht fest: Im Juni möch­te Roland Sit­ni­kov in Nie­heim wie­der fei­ern.  Dies­mal der Klas­sen­er­halt in der Pre­mie­ren-Sai­son in der Westfalenliga.

Quel­le: WEST­FA­LEN-BLATT Ver­ei­nig­te Zei­tungs­ver­la­ge GmbH & Co. KG 

;